Hans der Fasan

Wir kommen an unserer Ferienwohnung an und haben sofort einen gefiederten Wegbegleiter. Es ist schon dämmrig und wir suchen den Eingang in das hoffentlich warme zu Hause auf Zeit. Ein Fasan zeigt und den Weg zur Eingangstür. Da wusste ich noch nicht dass er „Hans“ heißt. Nach kurzer Inspektion der Ferienwohnung machten wir uns auf den Weg zum Strand, um diesen noch vor Sonnenuntergang zu sehen. Dieser Drang das Meer zu sehen, noch am Tag der Anreise auf der Insel ist fast wie ein Trieb. Man muss es einfach tun weil man besessen davon ist. Da wir diesmal in einem ganz anderen Teil der Insel wohnen, kenne ich noch nicht den schnellsten Weg zum Strand. Muss es immer der schnellste Weg sein? Da die Sonne schon untergegangen ist, die Dämmerung und damit auch die Kaninchen immer mehr wurden war dies schon mein Bestreben. Der gewählte Weg stieß auf einen mir bekannten Weg, aber es war nicht der direkteste Weg zum Strand. Und zack kommt man im Urlaub- auf der Insel an. Es geht nicht um den schnellsten Weg. Das Meer wird morgen auch noch da sein, es geht um´s loslassen und einfach mal sein im hier und jetzt. Da kam es doch gerade recht, dass der von mir gewählte Weg zwar nicht der schnellste war, aber dafür führte er uns am roten Leuchtturm und schönen Häuschen vorbei. Inselfeeling gleich in der ersten Stunde! Die Hunde waren spürbar hibbelig und unausgeglichen nach der langen Anreise und wollten endlich Energie ablassen. Ob das Ableinen angesichts der vielen Kaninchen auf dem Pfad zum Meer eine gute Idee ist?

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Nach kurzem Beobachten der Kaninchen riskierte ich es, sie hoppelten eh weg sobald wir näher kamen. Zoe und Ronja rannten voraus voller Abenteuerlust. Die Witterung der Kaninchen in der Nase, aber ich konnte sie vom Jagen abhalten. Zumindest bis wir das Meer sahen und die Dünen hinter uns lagen. Durch meinen suchenden Blick nach dem Meer am Horizont entlang, war ich kurz abgelenkt und hop, hop, hop machte Ronja einen auf Hüppelhase in den Dünen. Ich rief sie und stoppte somit ihren Treib nach Freiheit und der puren Lust am Jagen. Ein Papillon ist ein Sichtjäger, heißt er jagt nur was er sieht. Ist das Objekt der Begierde aus seinem Gesichtsfeld verschwunden hört der Spaß am Rennen von ganz alleine auf. Dennoch möchte ich nicht, dass das hinterherjagen bei Ronja zur Gewohnheit wird. Jagen ist aufgrund der dabei ausgeschütteten Glückshormone ein selbstbelohnendes Verhalten, egal ob die Beute ergriffen wird oder nicht. Dieser Hormoncocktail ruft bei vielen Hunden eine Sucht hervor, jagen einfach weil es Spaß und glücklich macht. Vor Hasen in ihrer Nähe hat Ronja eher Angst, dass weiß ich weil wir einen Hasen hatten und sie auch sonst in der Nähe anderer Tierarten eher versucht sich unsichtbar zu machen als dass sie beiße würde. Beschwichtigendes Maulwinkellecken ist das einzige was Ronja machen würde. Mir kommt der Gedanke wie Ronja den Hasen küsst. Wie es wäre wenn der Hase stoppt und ihr hinterherrennen würde- ich lache, weil ich weiß dass dies ihren Trieb sofort stoppen würde.

Und wir – die wir so dringlich ans Meer wollten sind nun da. – Aber das Meer ist gerade weg. Ebbe. Morgen wieder mehr Meer. Die Hunde rennen im Sand hin und her, lassen Energie raus und dabei ist es ihnen völlig egal ob das Wasser hier oder eben ein paar Meter weiter draußen ist. Jetzt bin ich auch angekommen, denn wenn man seine Hunde so ausgelassen und frei freudig im Sand springen sieht- geht einem das Herz auf. Wir laufen zurück ins Dorf, Hunger bestimmt diesmal den Weg. In einem recht engen Restaurant suchen wir nach einem Platz für zwei plus vier Hunde. Der uns zugewiesene Platz passt und so kommen wir zu unserem Abendessen. Meine Hunde lassen die Kellnerin nicht aus den Augen, Merlin fängt sogar kurz an zu quitschen. Ich fühle mich schlecht, weil ich esse und meine Hunde noch kein Abendessen hatten. Wir gehen und zu Hause in der Ferienwohnung erleichtere ich mein Gewissen mit vollen Näpfen. Nun sind alle satt und glücklich. Noch schnell auspacken und dann früh ins Bett, Reisen macht müde. Zoe darf zu Hause nicht im Bett schlafen- im Urlaub gilt eine Sonderreglung- das weiß sie sehr genau. Und so schlafen nicht nur die Papillons zufrieden neben mir ein- nein auch ein schnarchender Bernerkopf liegt nun auf meinem Kopfkissen. Ich erkämpfe mir das halbe Kissen, kuschel mich an Zoe und genieße diese Urlaubssonderregel ebenso wie mein Bernermädchen. Sogar Mr. Brummel Merlin ist im Urlaub gnädig und lässt dieses Zusammenrücken geschehen. Zu Hause hätte er Zoe schon bei der ersten Pfote die sich über die Bettkante schiebt, vertrieben.

Am Sonntagmorgen nach dem Ausschlafen begrüßt uns strahlend blauer Himmel und das obwohl Regen gemeldet war. Wetterberichten glaube ich eh nie- heute war der beste Beweis. Wenn Regen gemeldet ist, denkt man doch sofort an einen drüben grauen Tag und es raubt einem schon vorher die Lust auf diesen Tag. Wenn man nicht nach dem Wetterbericht schaut spart man sich diese oft unnötigen drüben Gedanken im Vorfeld. Ich weiß noch wie bei einem meiner Urlaube mit Hund alle Anreisenden such Sorgen über das Wetter der kommenden Tage machten. Und ??? Wir hatten Bombenwetter! Wir nutzen den Tag um am Strand mit mehr Meer zum Strandcafe Marlijn zu laufen. Doch noch vor unserem Aufbruch bekam „Hans“ seinen Namen…

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Ich wollte ein paar Fotos vom Haus machen als der Fasan vom Vorabend wieder aus dem Gebüsch kam. Erwartungsvoll lief er mir entgegen und neigte seinen Kopf von einer Seite zur anderen. Ich fotografierte ihn und da wurde mir klar dass Hans „Hans“ ist und Essen wollte. Er verfolgte mich neugierig ums Haus herum und hatte Erfolg. Ich ging rein und holte ein paar Brotkrümel. Bis auf 50 cm kam er zu mir heran. Ich holte noch eine Ladung Krümel und den Clicker. Das Projekt „Hans“ war geboren. Ich wollte Hans auf den Clicker konditionieren. Losging’s click- Futter – click- Futter –click usw. Wenn man Hühner und Fische clickern kann warum sollte es mit einem Fasan nicht gehen? Nach 10 Clicks ging ich wieder rein. Am Montag wenn der Supermarkt offen hat muss ich Körner kaufen- Brot ist sicher nichts für Fasane.Das Laufen am Strand durch die scheinbar unendliche Weite bei strahlendem Sonnenschein und spielende Hunde- was will man mehr?

Im Marlijn setzen wir uns mitten ins Getümmel und genießen die Ruhe. In meinem Kopf ist es leer. Irgendwie warte ich auf Einsatz, auf den Rest meiner Reisegruppe. So ganz ohne andere Hundebesitzer, reise ich eigentlich nie. Jetzt bin ich hier mit Michael, einem Nichthundemenschen. Aber er macht das besser wie ich dachte, trotz eventueller Hundeallergie. Meine Hunde und ich sind wie wir im Urlaub eben sind und er nimmt es so an. Noch ist es neu für ihn, meine Hunde ständig um sich zu haben. Bei Nichthundemenschen ist man aber doch immer etwas vorsichtiger- fehlt es ihnen doch oft an Verständnis für viele Situationen. Jetzt muss ich anfangen zu realisieren, dass keiner von euch nachkommt. Wir sind diesmal alleine hier oben, im September habe ich euch ja wieder dabei und freue mich euch die Stille hier zu zeigen. Vor meiner Abreise beantwortete ich noch eine E-Mail und bekam sofort Ärger, dass ich doch erst nach meinem Urlaub antworten wollte und nun auch mal „abschalten“ soll. Danke Ute ^^

Mal sehen wie lange ich brauche um auch mental im Urlaub anzukommen. Nichts für andere organisieren zu brauchen, mal einfach keinen Plan haben und den Tag zu verbummeln. Eine ungewohnte Situation für mich. Klar will ich Michael der zum ersten mal auf der Insel ist, „meine“ Insel zeigen, doch es sind spontaner wie sonst. Wenn ich mich verantwortlich fühle euch hier einen tollen Urlaub zu ermöglichen, ist eben doch alles durchgeplant und man kennt den Ablauf. Beim Verlassen des Cafes kommt uns ein Schäferhund in der engen Eingangshalle entgegen. Da ich nicht zurück kann entschließe ich zu warten und stelle mich mit den Hunden in eine Ecke. Als der Schäferhund auf unsere Ecke zusteuert, lasse ich Zoe mehr Freiraum und sie gibt dem aufgeregten Tierchen laut und deutlich zu verstehen das es ihr hier zu eng ist um neue Bekanntschaften zu schließen- auch die kleinen bellen kurz mit. Und jetzt bekommen wir endlich den Freiraum den wir brauchen. Der Schäferhund wird zur Seite genommen und wir können raus. Zoe hat wohl gespürt dass wir in der Falle waren, denn normal bellt sie nicht sondern bleibt cool. Aber ich war es innerlich auch nicht. Geärgert habe ich mich über diese Situation nicht. Ja man hätte einfach draußen warten können als man uns sah- aber nun gut, nicht jeder weiß das Hunde die man in die Enge teibt anderst wie gewöhnlich reagieren können. Froh im Freien zu sein war ich über Zoes Verhalten erstaunt, spürte sie so viel Empathie mit mir? Die Papillons in die Ecke gedrückt wartete ich auf das Vorbeigehen des Schäferhundes, doch man ließ ihn einfach zu uns. Damit war unsere Individualgrenze eindeutig überschritten. Wusste Zoe das ich dies unhöflich empfand? Reagierte sie deshalb so anders? Ich werde es nur durch Beobachten solcher Situationen rausfinden.

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Auf unserem Heimweg trafen wir noch auf drei weitere Hunde. Ich machte Zoe frei und konnte somit mit den Papillons ungestört vorbeilaufen. Ein Labrador lieferte sich allerdings freiwillig dem Familienclan aus. Er machte sich ganz klein und ließ sich das Kontrollgeschnuffel der drei kleinen Nasen kommentarlos gefallen. Mit vollem Magen legten sich die Hunde zum Ausruhen hin. Draußen in den Dünen sah ich meinen Freund „Hans“. Brotkrümel und ab vor die Tür. Ich rief ihn „Hans komm“, er bemerkte mich und schaute. Ich lief zur Eingangstür und er folgte mir. 10 mal click und Futter und ein Hans der nun bis zu 20 cm an mich ran kommt.

Montagmorgen- Hans wartet bereits vor der Tür und noch im Schlafanzug bekommt er seine erste Trainingseinheit. Und er ist so hungrig das er mir zweimal aus der Hand frisst, aber nur wenn ich nicht hinschaue. Er beobachtet mich ganz genau, ist immer auf hab acht und misstrauisch. Als ich die Hunde in den Garten lasse ist er nicht mehr zu sehen. So langsam bekommen die Hunde mit, dass ich Essen nach draußen trage und werden neugierig.Im Supermarkt kaufe ich Vogelfutter und freue mich auf Hans. Ich erspähe ihn beim Nachbar auf der Terrasse. Mit Körnern in der Plastikschüssel mache ich mich auf den Weg nach draußen. Hm… ist Hans gewachsen? Und warum frisst er so hektisch, kommt so ungewohnt nah an mich? Die Körner müssen sehr gut schmecken. Ich strecke meine Hand aus und er frisst ohne zu Zögern, dann zögere ich…ist das Hans? In dem Moment kommt ein zweiter Fasan um die Ecke, Michael der mich durchs Fenster beobachtet- lacht. Ich auch, mein Gefühl wusste irgendwie das es nicht Hans war. Ein dritter Fasan kommt dazu- das ist Hans. Vorsichtig wie ich ihn kenne. Die drei Fasanen bewegen sich schnell und picken das Futter auf, schwer sie auseinander zu halten. Am Verhalten ist es einfacher wie nach dem Aussehen. Der Brummer wie ich ihn nun nenne, frisst tapfer aus meiner Hand und vorsichtig schiebe ich meine zweite Hand in sein Federkleid- wie weich… Ich streichel einen Fasan! Cool.

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Aber irgendwie ist Hans mein Liebling und so stelle ich das Gefüttere ein und gehe rein. Auf meiner Kamera suche ich nach Erkennungsmerkmalen und ja sie sehen unterschiedlich aus. Ich denke nach, bin ein wenig enttäuscht dass mein Projekt nun scheitern könnte da ich nicht recht weiß welchen Vogel ich angeclickert habe. Durch das Fenster sehe ich, dass hier jede Menge Fasane rumalufen. Naja mal sehen was draus wird, aus dem Projekt „Fasan clickern“. Jetzt wo ich hier schreibe läuft er vorm Fenster rum- Hans. Dunkle Brust und auf der linken Halsseite nur zwei weiße Federn, nicht wie die anderen einen ganzen Kragen. Ich glaube das ist Urlaub… Außer Einkaufen inklusive der ersten Gassirunde habe ich heute noch nichts gemacht außer mir über Fasanen Gedanken zu machen. Lustig. Lustig fanden die paar wenige Menschen die uns beim Einkaufen begegnet sind auch, dass Zoe im Maul „ihre“ Tasche getragen hat. Stolz trägt sie die Tasche bis nach Hause. 1 kg Vogelfutter- ganz schön schwer. Wie immer wenn sie etwas tragen darf ist sie voller Stolz und läuft viel schneller, viel zielstrebiger und viel weiter voraus wie sonst. Nehme ich sie an die Leine, zieht sie wenn ich sie nicht dauernd ermahne. Ja Zoe uns Leineziehen- ein ganz seltener Anblick- aber jetzt hat sie eben einen Auftrag und den nimmt sie ernst.

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Nachdem ich gestern rausgefunden hatte wie ich Hans erkenne geht mein Projekt weiter. Gestern gab es nur so etwas Futter zum dran gewöhnen, dass meine Nähe nichts Böses ist. Heute Morgen ließ ich die Hunde raus da ich Hans nirgends sah, naja Zoe hatte ihn gefunden und verjagt. Leider zeigte er sich dann am Morgen nicht mehr und unser Training musste entfallen. Tagsüber waren wir Fahrräder holen gegangen um dann am Damm etwas entlang zu fahren. Das Wetter war wie immer hier, mal trocken und mal nass. Am Strand herrschte absolute Leere- nur wir. Das Cafe in dem wir uns aufwärmen wollten hatte zu und auch der Imbiss mit dem leckeren Fisch öffnet erst wieder in einem Monat. Hier ist eben gerade keine Saison für Touristen. Dafür haben wir abends die Restaurants für uns alleine und tagsüber das Meer. Zu Hause das hier nun tägliche Ritual – Hundepfoten abduschen um die von dem Matsch und Sand unserer Tour zu befreien. Gerade habe ich sie gefüttert und genieße den Anblick vier satter, müder, glücklichen Hunde. Zoe musste heute viel am Fahrrad laufen und das bei Regen, gar nicht ihr Ding. Viel lieber wäre sie zu den Papillons in den Hundeanhänger eingestiegen, aber dafür ist sie nun einfach zu groß geworden. Das ist wie mit dem Bällebad bei Ikea, irgendwann bist du einfach zu groß und alt. Oder beschließen das nur die anderen um dich herum? Meine Mutter hat damals bei der Altersangabe im Kinderland eine Zeitlang für mich gelogen mich jünger gemacht, aber irgendwann ging es eben nicht mehr. Erst gestern habe ich mich gefragt wann man die Fähigkeit, die Fantasie zum Spielen verliert. Früher könnte ich stundenlang Geschichten erfinden für meine Playmobiltiere und den Hunden im Puppen Hundehaus. Wann hört das auf? Wenn wir zu viel wissen wie das Leben wirklich ist? Wenn ich meine Hunde am Strand beobachte, wie sie rennen und die Muscheln in die Höhe werfen oder wie Merlin sich im Sand wälzt- dann kommt ein Stück dieser Unbefangenheit zurück. Frei von den „Erwachsenengedanken“ einfach mal nur Spaß haben. Ich renne mit meinen Hunden ein Stück am Meer entlang und bin einfach nur happy. Hunde können uns so schön aus dem Alltag abholen- dafür lieben wir sie doch so!

Hans hat sich heute Abend auch wieder blicken lassen, der Hunger war stärker als die Angst. Ich habe ihm nun das Futter um den Faltnapf von Tiffy gestreut. Misstrauisch beäugt er den roten Kreis auf dem Boden und frisst die Körner drum rum. Ich lege Körner in den Napf. Manipulation. Normal arbeite ich ungern damit, aber hier geht es erstmal darum dass Hans die Angst verliert. Es klappt, er pickt und erschrickt, pickt wieder und frisst munter aus dem Napf. Ich fange an jedes Picken zu clicken und als der Napf leer ist warte ich ob er von alleine pickt. Doch Hans schaut nur und ich bin zu langsam mit dem clicker. So ein Vogel ist viel schneller als unsere Hunde. Zum Abschluss gibt es nochmal ein wenig Futter aus dem Napf, dann lasse ich es für heute gut sein. Ich freue mich dass Hans so treu ist und jeden Tag vorbei kommt. Die anderen beiden Fasanen waren nicht nochmal da.

Es ist zwei Tage später und gestern gab es den entscheidenden Erfolg zu verzeichnen. Schon am Morgen konnte ich Hans aus der Hand füttern, morgens ist er so hungrig das es klappt. Auch konnten Zoe und Merlin mit mir draußen sein ohne dass er weg ist. Aber nur kurz, denn eine Gewöhnung an Hunde ist nichts was ich fördern möchte. In der zweiten Runde nach dem Frühstück passiert es, Hans fängt an sich den roten Punkt anzusehen und pickt scheinbar bewusst darauf. Click und Futter- Zufall? Er stolziert drum herum, Günther kommt von hinten aus dem Gebüsch. Ich ignoriere Günther und Hans pickt weder auf das Target. Dies wiederholt er zögerlich noch fünfmal und dann schmeiße ich eine große Runde Futter, so dass auch Günther was bekommt. Zumindest solange bis Hans ihn vertreibt. Am Abend lässt es sich wiederholen, ich bin mir sicher er macht es bewusst und nicht zufällig. Meine Annahme wurde heute Morgen bestätigt. Target hingelegt und gewartet- zack- pick- click- Futter. Und plötzlich können wir diese Abfolge ein paar Mal ohne allzu große Pausen wederholen. Cool – Hans kann’s ! Morgen werde ich es festigen, so langsam frage ich mich ob es Hans ohne mich hier langweilig wird? Wer bietet ihm dann geistige Auslastung??

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Am nächsten Morgen wiederhole ich mit Hans die Targetübung und ja er weiß nun was er zu tun hat, wie er an Futter kommt. Wir starten heute früh denn wir haben uns vorgenommen das andere Ende der Insel zu erreichen. Mit dem Rucksack voller Proviant und Kleidung für alle Eventualitäten, fahren wir so weit es geht mit den Fahrrädern. Schon beim Fahrradfahren fragen wir uns ob wir echt den ganzen Tag unterwegs sein möchten. Zoe sitzt nun auch im Hundeanhänger und Michael hat gleich mal 27 kg Lebendgewicht mehr an Board. Angekommen am Fahrradparkplatz starten wir auf dem Pfad in die Richtung der Dünen und Inselende. Schon einmal war ich mir Merlin und einer guten Bekannten und ihrem Hund auf der Suche nach diesem Pfad gewesen. Damals vor ein paar Jahren wollten wir auch ans Inselende, haben es aber nicht erreicht. Dafür hatten wir die pure Natur, diese Weite auf 32 km Tagesstecke zu genüge bewältigt. Abenteuerlich war es, aber auch anstrengend und unnötig durch das Gestrüpp zu laufen. Genau das wollte ich nicht noch einmal erleben, mitten im Unterholz unterwegs zu sein um den Weg zu suchen aber nicht zu finden. Naja aber diesmal sah es so aus als fänden wir den Pfad und wir folgten ihm. Alles war matschig, sumpfig und die Papillons schon bis zum Bauch nass. Immer öfter kamen wir zu Stellen wo der Weg überschwemmt war und das Wasser Knöcheltief stand. Und auch durch Ausweichen in die benachbarte Landschaft konnten wir es nicht vermeiden durch diese Seen zu gehen. Wir kamen an eine Stelle wo offensichtlich nur noch der überschwemmte Weg weiter führte. Jetzt wäre ein Boot toll gewesen. Da die Papillons nun ihre Wintermäntel mit dem nassen kalten Wasser getränkt hatten und auch ich bis zu den Waden nass war, fragte ich mich warum ich dieses Laufen durch die Prärie noch einmal machen wollte. Michael ist ein Abenteuerliebender Mensch der gerne auch mal abseits der Wege geht und die Herausforderung sucht. Ihm zu liebe wollte ich noch einen Versuch wagen zu Fuß ans Inselende zu kommen. Aber unter diesen Umständen, ohne begehbaren Weg und mit nassen Papillons wäre es einfach nur verantwortungslos. Immer wieder bewundere ich die Kleinen wie sie tapfer meine Querfeldeintouren klaglos mitmachen. Sich durch Geäst, Dornen, Wasser ja über Stock und Stein kämpfen. Hunde sind wahre Kumpels egal wie klein sie sind. Meine drei Kleinen haben mich schon auf so vielen Kilometern begleitet, aber jetzt war der Punkt zum Abrechen gekommen. Ich schlug Michael vor, dass wir uns trennen aber er sah auch ein dass es keinen Sinn macht sich durchs Unterholz zu kämpfen. Also ab durch den Sumpf zurück zu den Fahrrädern. Es war noch früh und wir fuhren zum Strandcafe um eine warme Schockolade zu trinken. Die Hunde hatte ich ausgezogen und abgetrocknet und so ruhten sie sich im warmen aus, während auch meine Hose trocknete. Anschließend ging es noch eine kleine Runde zum Meer und dann ab ins warme zu Hause.

Hans hat es gefreut, dass wir wieder da waren. Da er das mit dem Target offensichtlich verstanden hatte, baute ich aus vier Büchern und einer Fliegenklatsche eine kleine Hürde. Es dauerte einen Moment bis er die Scheu vor meinem Bauwerk ablegte, doch dann gab es schnell die ersten Erfolge. Hüpfen wollte er zwar nicht aber drüber laufen ist ja auch ok.
An meinem Geburtstag wurde ich von Hahnengekrähe wach- Hans sang mir ein Ständchen- ok er forderte Frühstück *lach*. Brav wie ich bin, servierte ich ihm dieses noch im Schlafanzug. Heute gab’s zwei Hände einfach mal so! Er frisst mittlerweile auch aus der Hand, aber das zwickt ziemlich.

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Im Supermarkt habe ich noch eine Packung Vogelfutter gekauft, in der Hoffnung die nächsten Urlaubsgäste füttern meinen gefiederten Freund weiter. Im September bin ich wieder hier oben, da schaue ich auf jeden Fall nach Hans. Ich bezweifele zwar dass er mich dann noch erkennt, aber dennoch würde ich mich über ein Wiedersehen freuen. Es war ein tolles Projekt einem Fasan mit Hilfe des Clickers etwas beizubringen. Mein gefiederter Schüler war eine ganz neue Erfahrung, aber mit Ruhe und Geduld war es möglich. Morgen früh reisen wir ab und dann heißt es Abschied nehmen von meinem Hansi. . Hans der misstrauische Fasan, war einst ein ganz normaler Fasan, einer von vielen. Nun ist er „der eine“, den ihr kennt und ich immer in Erinnerung halten werde.

Hier gibt’s das Video von Hans in Action 🙂

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