Diese Geschichte spielt sich geografisch im Grenzgebiet Österreich/ Deutschland ab. Vielmehr aber führte mich dieses Abenteuer an die Grenzen des Bergwanderns mit Hund und meiner (seelischen) Belastbarkeit. Eine Geschichte über Ängste, Vertrauen sowie der Wertschätzung des Lebens und der Natur. Welch ein passendes Wort für diese Erfahrung. Wertschätzung ist „Der Sachverhalt, dass Menschen jemanden oder etwas Achtung, Bewunderung und Respekt entgegenbringen.“ Doch nun von Anfang an…
Was ich im Urlaub vorhabe fragte mich Sven. Ich antwortete ich würde gerne wandern gehen, wenn die Kühe nur nicht auf den Weiden wären… „Wenn du einen Ziegen Kuhpeter brauchst, sag Bescheid“. Tja er kannte mich noch nicht so gut und konnte nicht ahnen, dass ich dieses Angebot gleich ein paar Tage später in meinem Kopf in die Realität umsetzen zu begann. Und so starten ein Zimmermeister, eine Hundetrainerin und vier Hunde einen Monat später mit dem Auto in die kleinste eigenständige Gemeinde Österreichs –
Gramais.
Vor drei Jahren waren die Papillons, Andre und ich bereits einmal hier- mein erstes Mal wandern in den Bergen. Die Erinnerungen sind grau, steinig und anstrengend. Aber auch an schöne blaue Bergseeen und herrliche Ruhe erinnere ich mich. Und die Erinnerung an den besten Kaiserschmarrn überhaupt- also ab in die Gaststätte des Ortes und gespannt auf die Süße Leckerei warten. Die Erwartungen sind hoch und so kommt es wie es kommen muss… die Enttäuschung folgt. Er schmeckt gut aber eben auch nicht mehr. Da es mir nicht möglich war eine Unterkunft für uns 6 für die erste Nacht zu finden machen wir uns bei dem folgenden Spaziergang auf die Suche nach einem geeigneten Plätzchen für die erste Nacht. Alles steil und definitiv ungeeignet für eine Nacht im Freien. Wir entschließen uns ein Stück zurück zu fahren und werden auch bald fündig. Noch in der Dämmerung schlagen wir unser Zelt auf und genießen die Stille um uns. Die Idee des Lagerfeuers lassen wir aufgrund des feuchten Holzes schnell wieder ersticken. Jetzt könnten wir einen Rekord aufstellen- Zweimannzelt – 2 Personen und 4 Hunde (inkl. sich breitmachendem Berner Sennenhund) aber sobald wir erstmals alle liegen, geht es. Sven und ich jeweils außen der Berner mittendrin auf dem Rücken (sieht bequem aus) und die Papillons auf und neben uns. Hart ist der Boden und nachts wird es ein wenig kalt, also näher an den Berner rutschen. Nur einmal werde ich von einem Geräusch wach, aber da ich mir sicher bin dass es hier keine Wildschweine gibt… habe ich keine Angst. Das gewohnte Geknabber einer Maus ist auch wieder am Kopfteil zu vernehmen. Kaum wird es hell wachen wir auf und Sven grinst … ich sehe wie Ronja den Kopf aus seinem Schlafsack streckt. Wir packen zusammen und starten um kurz nach 7 Uhr in Gramais unsere –
Hüttentour.
Mein erstes Mal auf Hüttentour, hatte ich mir einfacher zu organisieren vorgestellt doch es stellte sich schnell heraus, dass Hunde auf den Hütten sehr selten willkommene Gäste sind. In einem Internetforum wurden die drei Hütten nahe Gramais genannt und so telefonierte ich diese ab. Nach einigen Telefonaten war eine Route zusammengestellt, andersherum wie ich sie mir rausgesucht hatte aber immerhin mit drei Mal – Ja – zu Hunden. Und genau hier meinte es das Schicksal gut mit uns, den die Richtung der Tour war jeden Tag genau die Richtige.
Am ersten Tag galt es 1.300 Höhenmeter den Berg hinauf zu wandern und meine Beine fragten mich schnell wer sich diesen Blödsinn ausgedacht hatte. Wieso tut man sich das freiwillig an? Mit 12 kg Gepäck auf dem Rücken in der Sommerhitze den Berg hochzulaufen- ok in meinem Fall eher kriechen, schlurfen und wackeln. Sven tat mir Leid- er war so voller Energie und hüpfte leichtfüßig den Weg hoch während ich mich langsam- aber schnell schnaufend und fluchend fortbewegte. Ja so hatte ich Gramais noch in Erinnerung, aber ich dachte ich wäre mittlerweile fitter. Jetzt wo ich schwerfällig Fuß vor Fuß setzte und mein Kopf glüht fühle ich mich nicht wie 27 sondern eher wie 72. Und das am ersten Tag- ohje wo führt das hin. Immerhin hat man in meinem Tempo genügend Zeit sich die schöne Landschaft anzusehen und zu genießen wie menschenleer es hier trotz Urlaubszeit ist.
Erst spät treffen wir auf eine rastende Gruppe Wanderer. Die Hunde laufen durch die Gruppe und schauen ob man etwas Fressbares abstauben könnte, doch bleiben erfolglos. Ein Stück weiter machen auch wir eine Pause und können in der Ferne eine kleine dicke Gemse beobachten. Natur hautnah- schön. Zwei Frauchen ziehen an uns vorbei, ein Stück weiter oben wir an ihnen und wir kommen ins Gespräch über die Hunde. Eine von den beiden hat zu Hause auch einen Hund und freut sich schon, meine später auf der Hütte noch weiter zu knuddeln. Ja so ein Fellentzug ist schon was schlimmes und meine Hunde haben nichts gegen Kuscheleinheiten to go.
Ein See läd ein nochmal eine kurze Pause einzulegen, schließlich haben wir Urlaub und sind nicht auf der Flucht. Ronja sucht verzweifelt ein Stöckchen dass man aus dem See retten kann, aber hier oben… gibt es keine Stöckchen. Kurz nach dem See staune ich nicht schlecht als sich oberhalb unseres Weges zwei wunderschöne Steinböcke präsentieren. Sie sehen uns, die Hunde sehen sie- ich ordne an hinter mir zu laufen und so können wir an ihnen vorbei gehen. Die beiden Böcke steigen auf die Felsen und posieren vor der Kamera. Schön…
Weniger schön finden meine Beine zu sehen wo der Weg uns hinführt… Berghoch über Schneefelder und Geröll. Ich versuche mich in Selbstmotivation „das ist bestimmt der letzte Anstieg für heute“ und schon haben wir das Schneefeld erreicht. Merlin wälzt sich genüsslich im kalten weiß, während Ronja und Zoe den Schneebällen von Sven hinterherjagen. Wo nehmen sie diese Energie her???
Es ist steil und steinig, der Rucksack wird immer schwerer doch dann kommt es zu einer Kletterpassage- seilgesichert. Ich schaue hoch und zweifel ob wir da hochkommen mit den Hunden. Schritt für Schritt geht es aber hinauf in den Fels. Sven sieht jetzt wo die Hunde ihre Schwierigkeiten haben und fängt an Merlin und Tiffy über steile Stücke zu tragen. Ronja meistert das alles allein- sie ist eigentlich eine verwunschene Bergziege 😉 Zoe hat etwas mit ihrem Gewicht zu kämpfen und so stütze ich sie über ihr Geschirr. Eine Hand immer am Seil, die andere am Griff von Zoe’s Geschirr hangeln wir uns über die Steine. Ich habe Zoe beigebracht, dass sie in schwierigem Gelände auf mich wartet und ich mich an ihr festhalten kann. Sie befolgt Anweisungen wohin der nächste Schritt gehen soll und wer zuerst geht. In diesem Moment bin ich sehr froh darüber, wie gut dies klappt. Wir sind ein Team und brauchen uns gegenseitig um den Berg hochzukommen. Mental brauche ich sie mehr wie sie mich, ist sie neben mir bin ich ruhiger. Ronja schaut von oben auf uns herab als wollte sie fragen „kommt ihr bald?“. Obenauf sind wir aber alle froh es geschafft zu haben und sichtlich erschöpft. Als Menschen haben wir ja auch noch die Verantwortung nach den Hunden zu schauen und man kann sich nicht nur auf den eigenen Weg konzentrieren. Aber he- es war der letzte Aufstieg für heute !
Tiffy ist erschöpft und Sven fragt ob er sie tragen darf- klar darf er. Wobei so klar ist es nicht dass ich meine Hunde jemanden anvertraue, vor allem nicht in so einem gefährlichem Gelände. Ich muss ihm vertrauen und um gegenseitiges Vertrauen geht es bei unserer Reise oft. Auf einem Schneefeld kommt Sven mit Tiffy auf dem Arm ins Rutschen, mein Herz rutscht auch vor Schreck. Doch er setzt sich gekonnt auf den Hintern und rutscht den Berg hinunter, Tiffy wohlbehütet im Arm, Zoe und Ronja rennen mit und haben Spaß. Alles gut, Schreck lass nach ! 8 Stunden nach unserem Start in Gramais erreichen wir das Württemberger Haus auf 2.220 Metern. Somit haben wir heute 10 Kilometer und 1.713 Höhenmeter geschafft. Weil Futter für 4 Tage bei vier Hunden ganz schön schwer wäre habe ich mich in Internetforen schlau gemacht was man da am besten nimmt. Hohe Energiedichte bei geringem Gewicht. Und so muss ich anstelle 4 kg nur noch 1 kg Futter mitschleppen. Gemahlenes Rindfleisch habe ich mit Rinderfett und Kartoffelflocken vermischt, durch die Zugabe von Wasser entsteht ein schöner Brei. Mist ich habe den Löffel vergessen, also muss ich die Rinderpampe mit dem Finger umrühren. Um Gewicht zu sparen habe ich nur einen Napf dabei und so darf einer nach dem anderen fressen. Aber alle sind hungrig es entsteht unter Zoe während sie wartet eine mittelmäßig große Sabberpfütze…ihr kennt sie ja ^^
Die zwei Frauen von vorhin sind nun auch da und fragen uns von wo wir eigentlich kamen. „Von Gramais? – Respekt! Und das mit den Hunden“. Die beiden sind sehr sympathisch und während unserem Aufenthalt auf der Hütte entstehen einige nette Gespräche- natürlich über Hunde 🙂
Auch wir bestellen uns etwas zu essen und ich könnte mich in diesen Kaiserschmarrn legen, so lecker ist er hier. Heute hatte ich ausnahmsweise keinen Hut auf und so habe ich mir wohl einen leichten Sonnenstrich eingefangen, mein Kopf glüht und ich fühle mich matt. Auch Sven scheint die Kletterei mit den Hunden zu Kopf gestiegen zu sein und er ist eh leicht erkältet. Die Hunde… schlafen seit unserer Ankunft an der Hütte und so fragen wir nach unserem reservierten Zimmer und entschließen uns kurz auszuruhen. Das „Zimmer“ besteht aus einem Hochbett und davor gerade mal so viel Platz dass Zoe sich hinlegen kann. Aber es ist vollkommen ausreichend. Am Abend setzten wir uns noch zu einem Bier und einem Kaba in die warme Stube und da auf den Hütten um 22 Uhr eh Abendruhe ist… geht es schon bald ins Bett. Nur eine Tür trennt unser Zimmerchen und das Matratzenlager und so stelle ich mich auf eine unruhige Nacht ein…
Das einzige was am frühen Morgen unruhig ist, ist meine Blase und Merlin der wohl das selbe Bedürfnis wie ich hat. Also schleichen wir uns gegen 5 Uhr morgens durch die Schlafenden Menschen um dann nochmal zwei Stunden auszuruhen. Dann beginnt der 3. Tag und somit die Wanderung zur Steinseehütte.
Der Tag, der mir zeigt was es bedeutet Überlebensangst zu haben.
Gegen 8 Uhr beginnen wir den Berg hochzukraxeln, schön schon am frühen Morgen zu spüren wie die Muskeln brennen und eigentlich lieber an der Hütte geblieben wären. Es dauert nicht lange, da fängt auch mein Kopf an zu streiken beim Anblick des weiteren Weges. Vor uns ist ein älterer Herr und ich sehe wie er eine Passage überwindet wo ein Stück des Weges einfach fehlt. Ich bleibe stehe, äußere meine Bedenken dass wir da mit den Hunden niemals hochkommen werden. Meine Beine werden weich (meine Höhenangst klopft an) und Merlin riecht meine Angst und verweigert auch weiter zu gehen. 15 Meter hinter mir steht er und fragt „Nicht euer Ernst. Komm wir drehen rum, der Kaiserschmarrn war doch super, das Bettchen weich.“ Sven bleibt ruhig und meint wir schauen uns das mal aus der Nähe an. Tiffy, Ronja und Zoe sind eh schon vorne bei Sven, also folgen wir ihnen zögernd. Ich muss dran denken, wie ich euch immer erzähle ihr müsst stark sein für euren Hund damit er euch vertraut. Und jetzt zeige ich schon bei der ersten Schwierigkeit Angst? Gestern hat es doch auch super geklappt.
Ich gebe ab- die Verantwortung und folge anstatt zu führen. Das ist leichter und befreit mich gedanklich von dem inneren Druck alles alleine managen zu müssen. Und so bringt Sven ein Hund nach dem anderen sicher über das Loch im Weg. In ihren Augen sehe ich die Angst, doch ich weiß wir müssen nun lernen zu vertrauen- anders geht es nicht. „Vertrauen ist das volle Wagnis, den anderen für zuverlässig in seinen Reaktionen und Verhaltensweisen zu erachten.“ so lehrte man es mich in meiner Ausbildung zur Hundetrainerin. Sven nimmt mir den Rucksack ab und ich bin erstaunt wie leicht die Kletterei ohne Last auf den Schultern ist. Der weitere Aufstieg geht über Geröll das einem unter den Füßen einfach so wegrutscht und ich benötige wieder Zoe an meiner Seite. Ich schau mich um und sehe den älteren Mann abseits des Weges und frage mich wo er hinwill. Kurze Zeit später ruft er uns zu „Hallo, hallo! Ich brauche Hilfe! “ Sven entschließt sich sofort zu helfen, bringt aber erst die Hunde und mich auf das Joch. Dann macht er sich auf den Weg zu dem Mann am Berg. Mich überkommt die Angst- Angst das es schiefgeht und Sven etwas passiert. Wir sind doch nicht die Bergrettung und nicht verantwortlich für diesen Fremden. Ich kann nicht hinschauen und muss mich durch das Fotografieren ablenken. Sven nimmt es mit Humor und fragt den Mann ob er den Gipfel noch schnell mitnehmen wollte. Dieser bedankt sich und meinte er kam vom Weg ab wegen der blendenen Sonne. Es ist seine erste Hüttentour und seine letzte- mit 78 Jahren- ganz alleine in den Bergen. Ich frage mich ob das hier dann die richtige Tour ist, wobei das kann ich mich für mich auch fragen. Ronja möchte an seinem Bein schnüffeln doch er stellt einen Trekkingstock vor ihre Nase- wie unfreundlich… gut dass er nun weiterzieht. Sein Ziel ist das unsere doch er nimmt einen anderen Weg.
Hier oben muss man sich entscheiden, entweder ziemlich weit runter und dann wieder steil hoch oder oben bleiben und Kletterei in Kauf nehmen. Meine Beine und Sven entscheiden sich oben zu bleiben und so geht es nach einer Pause Richtung Gufelgrasjoch. Hätte ich gewusst was uns dort erwartet hätte ich anders entschieden, wäre aber eine Erfahrung ärmer. Der Weg ging sanft durch grüne Wiesen wir genossen die Sonne in einer weiteren Pause- heute hatten wir Zeit und noch weniger Strecke wie gestern.
Dann sah ich den Übergang und meine Beine meckerten „wir dachten wir müssen nicht weiter hoch!“ Schotter, grau und steil bedeuten die Gianna schleicht den Berg hoch. Uns kommt ein Mann entgegen und fragt ob die Hunde Klettererfahrung haben, weil die bräuchte man da oben. Einige der Seile sind noch unter den Schneefeldern begraben und es wäre nicht so einfach. Wir entschließen uns die Sache aus der Nähe anzusehen, schließlich haben wir schon ein wenig Erfahrung gesammelt wie wir die Hunde durch solche Passagen schleusen. Uns so schlimm sieht es von hier unten nicht aus, nur steil. Das folgende Stück macht mir richtig Spaß, hier sind Armmuskeln gefragt- denen vertraue ich die können mich halten. Zoe hat hier mehr Probleme und rutscht regelmäßig ab, deshalb stütze ich sie. Damit die Steine die sie los tritt nicht die Papillons in Gefahr bringen gehen wir beide hinten. Sven muss nun lernen strenger mit den Hunden zu sein, denn Merlin und Tiffy würden lieber in meiner Nähe bleiben. Für ihre Sicherheit müssen sie aber nun gehorchen. Nach einigen Anläufen kann er seinen Ton ändern und die beiden gehen mit ihm voran. Merlin fällt es sichtlich schwer mich alleine zu lassen, er möchte in meiner Nähe sein – Frauchen beschützen. Das Zoe das nun übernimmt passt meinem Seelenhund nicht, aber für unser aller Sicherheit- muss er da nun durch.
Und da ist sie- die schlimmste Stelle der ganzen Tour. Ein Schotterhang mit Schneefeld, sehr steil rechts wie links- keine Ausweichmöglichkeit. Die Hunden sofort anleinen befehle ich- jetzt habe ich kein Vertrauen mehr in ihre Pfoten. Zu groß die Gefahr dass sie abrutschen und das überleben sie hier nicht. Sven haut Tritte in den Schotter und den Schnee er begleitet/trägt die Papillons den Berg hoch. Ich habe somit genug Zeit mir die Stelle genau anzusehen und das war der Fehler- Angst überkommt mich. Vollkommen verkrampft presse ich mich an den Schotterhang und halte Zoe am Geschirr fest. Jede Microbewegung von ihr kommentiere ich barsch sie soll still stehen bleiben. Sie hat kaum Platz zum Stehen, aber ich weiß ich kann sie hier nicht halten wenn sie rutscht. Ohne Halt kann ich keine 27 Kilo aufhalten. Mein Kopf beginnt mit dem Kino wie mir Zoe entgleitet und ich zusehen muss wie sie den Abgrund hinunterstürzt – dann unten, nach unzähligen Überschlägen reglos zum Liegen kommt. Stille. Ich höre meinem Atem und bin stocksteif. „Sven, ich komme nicht mehr weiter, du musst Zoe holen.“ Die Passage hoch ist schon kritisch aber runter mit dem Schnee… ich hoffe so sehr das Sven weiß was er tut und nicht abrutscht. Langsam und gewissenhaft kommt er zu uns runter und nimmt mir Zoe ab. Sie macht das gut, im Schnee haben die Hunde weniger Probleme wie wir. Wenn es nicht so steil wäre, hätte ich sie alleine losgeschickt. Ich drücke mich immer noch an den Schotter, meine Hände halten sich an nicht mal 5 cm großen Steinchen fest. Welch Illusion zu glauben man hält sich gerade fest. Meine Füße stecken im Schotter und ich traue mich keine Regung zu machen, denn wenn ich den Halt verliere… Ich sehe die Tafeln vor mir „Viele Wege führen zu Gott, einer führt über die Berge“. Ich merke wie ich seelisch erschöpfe das Adrenalin das mich klar und konzentriert sein lassen hat ist wohl ausgegangen- ich gebe auf. Meine Hunde sind in Sicherheit- das ist die Hauptsache- sie haben sich dieses Abenteuer nicht ausgesucht. Egal wie sehr ich meinen Füßen ein Weitergehen befehle, der Kopf lässt es nicht zu- sie bewegen sich nicht. Ich schaffe es nicht den nächsten Schritt zu machen. Sven ist da und reicht mir seinen Arm- ich soll mich festhalten. Er selber steht im Schnee… hat er Halt? Hält er mich ? Ich bin mit Rucksack fast 70 kg schwer- das ist deutlich mehr wie ein Berner. Wenn nicht fallen wir beide. Aber welche Wahl habe ich ? Alleine komme ich nicht mehr weiter und oben warten und beobachten meine Hunde. Es dauert bestimmt eine halbe Minute und drei Anläufe, bis ich meine Hand um seinen Arm lege und er mich hochziehen kann. Auf den Knien die total weich sind krabbel ich das Schneefeldhoch und muss dabei heulen. Ich kann nicht mehr, doch Sven treibt mich weiter. Bis auf einen kleinen Absatz aus Schnee. Hier warten auch die Hunde auf uns. Ich schaue mich um und sehe dass unter uns nichts ist- wir stehen auf einem Schneebrett. Als nächstes erwartet uns eine Kletterpartie die die Hunde nicht alleine schaffen können. Und so muss Sven einen nach dem anderen hochtragen. Ich drängel ein wenig „Sven ich muss hier runter.“ Ob ich vorweggehen will? Nein erst die Hunde- aber schnell. Er lässt sich dennoch nicht aus der Ruhe bringen und so kommt ein Papillon nach dem anderen den Berg hoch. Mich trennen noch drei Schritte auf dem Schnee vom sicheren Fels, doch meine Beine zweifeln ob sie laufen können. Zoe und Sven stehen auf dem Schneebrett und ich muss über Svens Arme steigen um hochklettern zu können. Von oben kann ich dann Zoe entgegennehmen und Sven beginnt abermals einem nach den anderen hochzutragen. Ich spüre Erleichterung Fels unter den Füßen zu spüren und zu sehen das es ab hier wieder „nur“ Kletterei ist. Ich möchte Zoe hochhelfen aber merke wie mich meine Kraft nun nach der Anspannung verlässt. „Sven!“. Er holt sie ab und ich muss nur noch mich den Berg hochbringen. Bei der ganzen Kletterei hat der Körper keine Zeit über Muskelkater nachzudenken, die Gefahrensituation erfordert jede Konzentration und man schafft Dinge, die man sich nie zugetraut hätte. Doch dann kommt die Erschöpfung und nix geht mehr, man realisiert wie gefährlich das war. Schön das wir nun oben sind. Schön das wir noch am Leben sind.
Runter geht es wieder gewissenhaft und Stück für Stück, sobald wir das erste Schneefeld erreichen fällt der Druck von uns ab. Die Hunde rennen und spielen im Schnee, Sven schlittert den Berg runter, ich genieße das einfach das Atmen und gehe bewusst langsam. Schon bald erreichen wir einen befestigten Pfad und die Hütte ist in Sicht. Ronja stromert durch die saftig grüne Hügellandschaft als auf einmal eine Ente hochschreckt und Ronja sie verfolgt. Ich rufe- sie kommt nicht- die kleine Mistkröte! Die Ente ist schneller und Ronja kommt wieder zurück, ich leine sie an. Spannung liegt in der Luft und dann pfeift es – Murmeltiere haben uns gesichtet. Ich leine alle Hunde an um weitere Ausflüge vor lauter Übermut zu verhindern. Nach 8 Stunden erreichen wir die Steinseehütte. Heute waren es 8 Kilometer und 1205 Höhenmeter. Streckenmäßig also nicht viel aber für den Kopf war es viel. Wir trinken was , füttern die Hunde (Ronja will nichts fressen) und beziehen unser Zimmer. Zimmer? Moment ich meinte unseren Keller. Heute müssen wir im Winterraum schlafen, er riecht moderig und ist bitter kalt. Nach dem Abendessen (heute mal kein Kaiserschmarrn sondern Spagetti Bolognese) machen wir noch einen Abendspaziergang zum Steinsee. Merlin, Tiffy und Zoe sind wenig begeistert von unserer Idee, kommen aber mit. Zoe beginnt zu humpeln und ich sehe dass ihre Pfoten alle wunde Stellen haben. Ich kontrolliere die Pfoten der Papis und zum Glück hat keiner wunde Pfoten. Sven und ich machen uns Gedanken wegen den restlichen Tagen und haben Mitleid mit den Hunden. Ich fühle mich schlecht weil ich sie auf diese Tour geschleppt habe, weil ich uns heute in Lebensgefahr gebracht habe. Noch ein wenig sitzen wir in der warmen Stube am Tisch mit zwei Männern und dem alten Mann bevor wir uns in unseren Kühlraum begeben. Die Nacht ist bitter kalt und ich bin froh als es wieder hell wird. Zoe humpelt immer noch und als wir nach Kaffee und Kaba starten schaut Merlin uns an als wären wir von allen guten Geistern verlassen „Euer Erst? Weiterlaufen? “ Ja heute müssen wir weiter zur
Hanauer Hütte.
Nur 4 Kilometer Wegstrecke und wir nehmen uns vor viele Pausen für die Hunde zu machen. Ankommen ist das Ziel, egal wie lange wir brauchen. Deshalb machen wir die erste Frühstückspause am See und sammeln Kraft für den Anstieg. Das Klettern geht heute schon eingespielt als hätten wir nie was anderes gemacht. Konzentriert bringen wir Stück für Stück alle Hunde den Berg hoch und Ronja… naja die wartete wiedermal oben auf uns ^^ Einige Menschen kommen uns entgegen und sind erstaunt beim Anblick der Hunde. Obenauf machen wir wieder eine Pause, dann geht es über Geröll und Schnee bergab. Ronja steht im Schneefeld und schaut „wer wirft mir nen Schneeball?“ Auch Zoe ist zum Spielen aufgelegt und so vergnügt sich Sven mit den beiden im Juli im Schnee. Zoe hinterlässt rote Tupfer auf dem Schnee… wir beschließen sie zu verarzten. Auch Merlin schwächelt und so trage ich ihn eine Weile, Tiffy ist heute wieder fit. Aufgrund der Invalidengruppe sind wir froh als wir nach 6 Stunden und 944 Höhenmeter die Hanauer Hütte erreichen. Es reicht- die Hunde haben nun Pause verdient. Bei Kaiserschmarrn und Braten genießen wir die Aussicht und Umgebung der Hütte. Noch ist es still, bis auf den alten Mann ist kaum ein Mensch da. Dann beziehen wir unser Zimmer und freuen uns über diesen Luxus- warm , schön und mit Waschbecken. Während die Hunde und Sven etwas relaxen nutze ich die Möglichkeit der Hütte eine warme Dusche zu nehmen. Herrlich- die erste warme Dusche nach drei Tagen. Nachdem Sven auch geduscht hat kam langsam Leben in die Hütte und da das Wetter so herrlich ist beschließen wir an den nahen Bach zu gehen. Sobald die Sonne weg war wurde es kühl und wir gingen zurück zur Hütte um noch was zu Abend zu essen. Während wir die Abendstimmung der Alpen bei Tee, Kaba und Zirbelschnaps genießen- schlafen die Hunde schon tief und fest.
Wie gut es sich schläft in einem wohltemperiertem Raum- erst wenn einem mal vor Augen geführt wird, dass unser heutiger Luxus nicht selbstverständlich ist, weiß man so etwas banales wie Wärme wieder zu schätzen. Es braucht nicht viel um wirklich Glücklich zu sein. Nach einem Kaffee Kaba Frühstück und die Entdeckung einer Hexe…treten wir den Rückweg nach Gramais an.
Die Begeisterung der Hunde …
hält sich sehr in Grenzen, dass es schon wieder los geht. Merlin stemmt sich in die Leine als er erkennt dass wir uns von der Hütte entfernen wollen. Ich leine ihn ab und er dreht rum. Sven holt ihn aber Merlin möchte nicht mehr laufen. Ich habe da eine Idee und die beiden Männer sind einverstanden. So kommt Merlin den ersten Berg hinauf – ohne Anstrengung. Wir überholen einen Mann mit Kindertrage und stellen uns vor wie Zoe sich es darin gemütlich macht. Herrliche Vorstellung. Dann sehe ich sie- Kühe… nicht weit entfernt vom Weg und schon aufmerksam. Sven bleibt auf dem Weg während ich die Hunde hinter der Hütte durch das Gestrüpp ziehe. An einem schönen klaren Bergsee machen wir noch einmal kurz Pause zum erfrischen, es ist heiß heute und allen ist warm. Ich dachte heute müssen wir nur noch runter… falsch gedacht… der Anstieg geht weiter zur Kogelseescharte. Steil und steinig auf rutschigem Geröll, dafür ist die Kletterei heute ein Kinderspiel für uns. Mir schmerzen aber heute die Schultern vom Rucksack und so wird wieder Schritt den Berg rauf zur Qual. Ich mag nicht mehr…
Endlich oben sehen wir schon den Kogelsee und ab hier geht es wirklich nur noch runter 🙂 Deshalb genießen wir nochmal die Aussicht und gönnen den Hunden eine Ruhephase bevor es über Geröll nach unten geht. Tiffy entscheidet sich einmal für den falschen Weg und Sven muss sie wieder zu uns holen. Niedlich wenn Hunde alt werden. Am See sind nicht viele Menschen und schon bald sind wir sogar ganz alleine und Sven nimmt ein Bad … brrr… mir und den Hunden ist das Wasser zu kalt. Wir genießen diesen wunderschönen Platz und machen eine sehr ausgiebige Pause- wollen am liebsten gar nicht mehr weiterziehen. Als wir dann nach 2 Stunden weiterziehen bleiben Merlin und Zoe erst mal liegen und schauen uns hinterher. Dann wackeln sie uns doch hinterher und so machen wir uns auf den steinigen Abstieg nach Gramais. Auch ich freue mich das wir nach 7,5 Stunden heil wieder im Tal ankommen. Auf den heutigen 7 Kilometer machten wir 1.772 Höhenmeter- kein Wunder das Merlin sofort in die erst offene Tür den Autos gesprungen ist und nicht mehr raus wollte. Doch unser Urlaub ist noch nicht zu Ende- es geht weiter zum Teil zwei –
Kleinwalsertal
Die Fahrt verlief staufrei und es kommt in mir ein Gefühl von Ankommen und Geborgenheit auf als wir uns der Ferienwohnung in Tiefenbach nähern. Schon mehrmals haben wir dort genächtigt und auch Zoe erinnert sich und zieht mich in den Hauseingang. Das Wissen jeden Abend wieder heimzukommen und sich auszukennen. Normal verbellt sie die Hausherrin immer, doch heute freut sie sich so festen Boden unter den Füßen zu haben dass sie ihre Scheu vergisst und Frau Huber wird freudig begrüßt. Es gibt Leckerchen und ich glaube ab jetzt ist Frau Huber bei Zoe als sehr positiv abgespeichert ^^ Wir bringen unsere Sachen aufs Zimmer und ich füttere die Hunde, sie legen sich auf den Boden und schlafen seelig ruhig wie zu Hause. Sven und ich gehen noch essen und dann geht es müde und satt ins Bett. Nach dem Frühstück will ich eine Morgenrunde mit den Hunden machen, weiter wie 300 Meter komme ich nicht. Alle Hunde machen ihre Geschäfte, dann stemmen sich Merlin, Zoe und Tiffy in die Leine und drängen zum Umdrehen. Von der Ferienwohnung weg? Nein, bloß nicht. Ok da Sven und ich heute auch einen ruhigen Tag machen wollten damit die Hunde ausruhen können, entschließen wir heute zum Shopping nach Oberstdort zu fahren. Ronja scheint noch fit und so darf sie heute mal Prinzessin sein. Sven ist auf der Suche nach einer Trachtenjacke und so geht es von einem in den nächsten Trachtenshop. Mich würde er gern mal in einem Dirndl sehen… nein ich weiß nicht. Ist nicht so meins. Den ganzen Vormittag verbringen wir in dem kleinen Städtchen, Essen Kuchen und beobachten Menschen und ihre Hunde. Hier gibt es Unmengen an Hunden, also wer Hundebegegnungen üben möchte…
Wieder in der Ferienwohnung angekommen erkundige ich mich ob meine Hunde brav waren, ja man hat nichts gehört. Dachte ich mir- alle platt und hier ist für sie ja eins von vielen zu Hausen. Da es warm ist machen wir uns auf den Weg zur Breitach, einem breiten Fluss hier in der Nähe. Die 10 Minuten Fußweg ziehen sich auf 30 Minuten da die Hunde heute kriechen. Ich bekomme ein Gefühl wie es sein muss mit einem Rudel alter Hunde unterwegs zu sein. Die Füßchen von Zoe sind schon am verheilen, zum Glück. Etwas über eine Stunde verbringen wir an dem kühlen Nass bevor wir nach Hause schleichen. Ok die Hunde sind für heute ausgelastet, dann kann ich auch ohne schlechtes Gewissen nochmal weg. Wir beschließen in die Therme nach Oberstdorf zu fahren und verbringen dort einen entspannten Abend in warmen Wasser. Mal zwei Stunde so ganz ohne die Verantwortung nach einem Hund zu schauen hat doch auch mal was.
Am letzter Tag vor unsere Heimfahrt
wollen wir nochmal wandern. Morgens das selbe Spiel- alle außer Ronja verweigern. Also wieder nur Ronja einpacken und auf zum Walmendinger Horn. Dort sind wir mit der Bergbahn hoch, nicht so ganz Svens Geschmack- aber so kommen wir schneller an interessante Stellen. Ich habe heute keinen Rucksack und bin viel schneller unterwegs wie die Tage in Gramais. Allgemein gleicht das Wandern hier im Kleinwalsertal nun eher einem gemütlichen Spaziergang und all die Steigungen die ich schon kenne und die ich mal anstrengend fand, sind momentan Kindergarten. Auch sind hier hier viel mehr Menschen unterwegs wie in Gramais, dennoch weniger wie ich dachte im Juli hier vorzufinden. Ronja rennt leichtfüßig vor uns rum und so kommen wir schnell zur Ochsenhofer Scharte von welcher wir mal eben noch den Gipfel vom Grünhorn aufsuchen. Immer weiter über den Grat geht es immer mal wieder hoch und runter und doch meine Beine wissen noch was die letzten Tage war und der Muskelkater meldet sich bei jeder Steigung. Das wir nochmal so schöne Natur mit wenig Menschen vorfinden, entschädigt aber sofort. Rechts und links geht es runter und wir genießen die Aussicht in zwei Täler. Noch im letzten Jahr empfand ich diesen Weg als gefährlich … jetzt ist er kein Problem mehr. Wie schnell man seine Auffassung doch ändern kann. Das Schicksal war bisher ein guter Begleiter und auch jetzt treffen wir intuitiv die Richtige Entscheidung im Derratal abzusteigen obwohl wir gerne noch weiter wären. Zu Hause warten aber schließlich die anderen Hunde und so wird kurz vor unserer Ankunft im Tal unsere Entscheidung gefestigt als hinter uns ein dunkles Gewitter aufzieht. Es fängt an zu Regnen und innerhalb Minuten sind wir patschnass. In Baad angekommen müssen wir nicht lange im Regen stehen bis Bus uns ein Stück näher zum Auto bringt. So ein Regen gehört auch einfach mal dazu, ich habe es richtig genossen nach all dem schönen Sonnenwetter mal patschnass zu werden. Wenn man Ronja fragt… sie hätte darauf auch gerne verzichtet. Also ab nach Hause duschen, umziehen und Essen gehen. Zoe ist so müde dass sie auf der Rückfahrt vom Essen in die Box der Papillons einsteigt 🙂
Am letzten Tag
fahren wir mit der Gondel auf die Kanzelwand, dort oben finden sich auch die Menschenmassen die ich mir hier im Juli vorgestellt habe. Mensch an Mensch geht es den Pfad zum Gipfel hoch- mit Naturgenuss hat das hier nichts zu tun. Jetzt weiß ich wieder warum ich so gerne vor oder nach der Saison reise. Lieber Regen aber dafür Menschenleer. Da meine Hunde brav sind und ich zugegeben einfach zu faul bin sie anzuleinen, lasse ich sie einfach frei laufen. Einmal so ein Hundehalter sein der bei Beschwerden sagen wird „die tun nix“. Aber bis auf ein paar irritierte Blicke auf der Suche nach den Besitzern und ein paar verschreckter Eltern die ihre Kinder schützend hinter sich stellen ( Ja so den Berg hochlaufende, Blick auf den Boden gerichtete Papillons und ein müder Berner sind gefährlich) kommt nichts negatives. Den Weg zum Gipfel kennen sie eh auswendig und selbst wenn sich einer Beschweren wollte, in den Menschenmassen uns zu finden… fast unmöglich. Erst oben am Gipfel finden wir uns alle wieder und die Leute bemerken wie lieb die Hunde doch wären und dass man doch vor allem von den Kleinen das Bild von Giftzwergen im Kopf hat. Ein Mann meint das sind die ersten kleine Hunde die er trifft die gehorchen. Auch ob die alleine hochgelaufen sind will einer wissen… wenn der wüsste wo wir noch vor ein paar Tagen unterwegs waren.
Auch Sven fühlt sich sehr unwohl inmitten der Fremden Menschen, deshalb entschließen wir den Gipfel zu verlassen und auf einem nahen Grat eine kurze Rast einzulegen, dann gehen wir zurück zur Bergstation und fahren wieder ins Tal. Und weil Sven so lieb und hartnäckig dran geblieben ist fahren wir nun nach Oberstdorf um mich mal in ein Dirndl zu stecken. Na was meint ihr?
Schon bei unserer Ankunft bemerke ich im Menschen und Hundegewusel einen freilaufenden Jack Russel, denke mir aber nichts groß dabei. Als er nach fast 2 Stunden aber immer noch alleine durch die Fußgängerzone trottet und sich der Straße nähert entdeckt er uns und kommt Machomäßig auf meine Mädels zu. Und was halten die von frechem Nase in den Popo stecken? Nix ! Und auch Merlin ist gleich zu Stelle und die drei schnappen nach dem Kerlen. Er geht seinen Weg und ich finde immer noch keinen Besitzer… Kurzentschlossen fange ich den runden kleinen Hund ein und rufe die Telefonnummer auf seiner Hundemarke an. Es meldet sich ein Mann und ich frage ihn ob er einen Hund vermisst. Ganz unaufgeregt : „Ja wir haben einen braun weißen Jack Russel mit so einer Marke am Geschirr.“ – Stille. Hallo ? Ist er ihnen weggelaufen? „Ja wir sind hier an der Sprungschanze, wo sind sie den?“ Nähe Bahnhof in der Fußgängerzone. „In der Fußgängerzone, aha. hm. Also wir sind an der Sprungschanze.“ Soll ich den Hund einfach laufen lassen? Er immer noch in aller Ruhe „Haben sie eine Möglichkeit ihn festzuhalten? “ Ja er klemmt mir grad unterm Arm. „Können sie ihn zu uns bringen?“ Äh… nein wir wollten noch einen Kaffee trinken und dann fahren wir nach Hause. Wieder Stille. Ok. Wir gehen nun Richtung Nebenhornbahn einen Kaffee trinken und dort können sie ihn abholen. Wir sind ca. noch eine dreiviertel Stunde da. Fast schon gelangweilt: “ Ok, dann rufen sie nochmal an wenn sie da sind ich schicke meine Frau mit dem Fahrrad.“ Ich bin gespannt was das für Besitzer sind die ihn abholen werden…Da Merlin es nicht ok findet dass ich diese Kugel trage, lassen wir Zoe frei laufen und nehmen ihre Leine für den Ausreiser. Am Kaffee angekommen binde ich ihn gut sichtbar an der Straße an und rufe die Nummer nochmal an. Herr Meier heißt der Hund und ich könne ja mal probieren ob er drauf hört. Spätestens jetzt ist es mir egal ob sie kommen oder ich „Herrn Meier“ wieder laufen lasse wenn wir gehen. Wir sind gerade am Kuchen essen als eine ältere Frau mit Flexi in der Hand kommt. „Sind sie die jungen Leute die angerufen haben? “ Ja offensichtlich schon? „Der Herr Meier geht manchmal seiner Nase nach wenn es ihm langweilig ist.“ Ahha. Sie nimmt den jetzt laut und schrill klaffenden Hund an ihre Leine und geht ohne auch nur einmal Danke zu sagen. Menschen gibt’s… Ich ärgere mich ein wenig dass wir Herrn Meier nicht im nächsten Tierheim abgegeben haben, so hätten sie ein wenig Arbeit gehabt ihn abzuholen und müssten eine Auslöse zahlen. Kopfschüttelnd sind Sven und ich uns einig- der Hund kann ja nichts dafür. Er hat sich die Menschen nicht ausgesucht.
Wir Menschen sind es die für unsere Hunde die Verantwortung übernehmen ab dem Moment wo wir sie zu uns nehmen. Deshalb bin ich auch froh, dass sich meine Vierbeiner von den Strapazen die ich ihnen zugemutet habe wieder erholt haben. Das Bergwandern in Gramais war eine Erfahrung und ich bin froh sie gemacht zu haben, aber definitiv war es eine Grenzerfahrung. Weil es mir ganz deutlich die Grenzen des machbaren aufgezeigt hat und ich somit so eine Tour keinem mit Hund empfehlen würde. Für die Beziehung zu meinen Hunden war es jedoch wieder einmal ein großartiges Erlebnis dass unser Vertrauen gestärkt hat. Vergessen werde ich diese Tour so schnell nicht…
Comments 3
Meinn lieber Schorli, da hast Du Dir ja wirklich etwas zugemutet, Respekt! War mit Sicherheit eine Erfahrung, die Dich auch gestärkt hat. Tolle Leistung. Übrigens, das zweite Dirndl steht Dir ausgezeichnet.
Liebe Grüße von Susanne
Puuh, was für ein Abenteuer! ! Das war wirklich „grenzwertig“. Was für ein Glück, dass euch allen nichts passiert ist! Ich habe beim Lesen total die Zeit vergessen, so spannend war das! Du hast einen tollen Stil zu schreiben. Und die Fotos vermitteln sehr gut die Gefährlichkeit, aber auch die wunderschöne Bergwelt.
Thema Dirndl: bleib lieber bei deinem üblichen Outfit ?
Ein super Bericht eines spannenden Abenteuers. Die gemachten Erfahrungen werden euch alle prägen, auch Deinen treuen Begleiter Sven, der die Sache sehr gut gemacht hat.